Siebenpfeiffer-Preis für Anja Reschke

„Die Demokratie ist weiblich“ trug Sebastian Krumbiegel einen seiner neuesten Songs vor – womit der Frontmann der Band „Die Prinzen“ nicht nur ein leidenschaftliches Plädoyer für Demokratie, Solidarität und Freiheit hielt, sondern gleich auch treffend die Verleihung des Siebenpfeiffer-Preises charakterisierte. Zwei couragierte Frauen standen nämlich im Blickpunkt des Festaktes, der im einmal mehr vollbesetzten Sitzungstrakt des Homburger Forums über die Bühne ging. Zum einen gab es mit Anja Reschke erstmals seit 1997 wieder eine Preisträgerin, zum anderen hielt Sonja Seymour Mikich nicht nur eine mitreißende Laudatio, sie sprach auch klare unmissverständliche Worte, was die aktuelle Bedrohung der Demokratie durch rechtsradikale Kreise anbelangt.

2015 hatte sich die ARD-Moderatorin Anja Reschke in einem Kommentar der „Tagesthemen“ gegen jene Stimmen gewandt, von denen die damalige Ankunft der Flüchtlinge mit offenen Hass und Gewaltaufrufen begleitet worden war. Die Journalistin selbst war in der Folge selbst zur Zielscheibe von Drohungen und Anfeindungen geworden. Gerade wegen dieser mutigen und öffentlichen Unerschrockenheit wurde Anja Reschke jetzt mit dem Siebenpfeiffer-Preis ausgezeichnet. Die Auszeichnung, die mit 10.000 Euro dotiert ist, wurde zum 15. Mal vergeben.

Dem Vorsitzenden der Siebenpfeiffer-Stiftung, Landrat Dr. Theophil Gallo, war die Freude über diesen Festakt bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste, allen voran natürlich die Preisträgerin, anzumerken. Er skizzierte die Aktivitäten der Stiftung seit der letzten Preisverleihung 2017 an den türkischen Journalisten Can Dündar, bevor er sich aufgrund der gebotenen Zeit mit nur wenigen Sätzen jenen Themen, Entwicklungen und Vorgängen widmete, die ihn nachdenklich stimmen und über die er gerne intensiver reden wollte. Am Ende der Veranstaltung waren seine Worte mit Zuversicht gespickt: „Journalismus ist der Sauerstoff der Demokratie. Ich bin sehr dankbar, dass Sie Haltung zeigen, Frau Reschke. Wir dürfen nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern gestärkt durch Ihren Idealismus, den Sie hier vorgetragen haben, auch unserer Verantwortung nachgehen.“

Es gab natürlich noch mehr zu hören über Anja Reschke.  „Sie steht wie kein anderer Bewerber und keine andere Bewerberin für die Ideale von Siebenpfeiffer“, begründete Prof. Thomas Kleist die Entscheidung der Jury für Anja Reschke. Der Intendant des Saarländischen Rundfunks saß der Kommission vor, die über die Vergabe des Preises befindet. Die Jury sehe Reschke als Kämpferin gegen moderne Varianten der Zensur – die Bedrohung der Meinungs-, Presse und Rundfunkfreiheit durch aktuelle Phänomene wie „Hater“ und „Trolle“ im Internet. Die Moderatorin des ARD-Politmagazins Panorama zeige seit Jahren Rückgrat und besteche durch Zivilcourage.

Reschkes Laudatorin, die frühere WDR-Chefradakteurin und „Monitor“-Moderatorin Sonia Seymour Mikich, würdigte das Engagement der der Preisträgerin in Sachen journalistischer Wahrheit und Klarheit in Zeiten, in denen „Fake News“, Hassreden und gezielten Fehlinformationen die mediale Szenerie bestimmen. Sie warnte ausdrücklich dafür, Akteure aus der rechtsradikalen Szene allzu selbstverständlich zu Wort kommen zu lassen: „Muss ich nicht reingrätschen, wenn jemand im Interview oder einer Gesprächssendung eine rote Linie überschreitet, eine rassistische, antisemitische oder frauenfeindliche Aussage macht? Klares Ja! Ich muss auch nicht rechtsextreme oder fundamentalistische Selbstdarsteller zum Gespräch einladen. Meine Zeit der „Dialogbereitschaft“ ist vorbei.“

Mit dem rechten Schlagwort „Lügenpresse“ setzte sich auch die Preisträgerin in ihrer Dankesrede auseinander. Dieser litaneihaft vorgetragene Vorwurf sei ein Angriff auf die Demokratie schlechthin. „Ich habe das lange abgetan als Wort, das verleumderisch benutzt wird, um seriösen Journalismus zu diskreditieren. Aber es steckt mehr dahinter: Es ist der Kern einer Verschwörungstheorie“, betonte Reschke. Wer der Auffassung sei, die Medien seien ferngesteuert, der sei Steigbügelhalter für jene, die ein anderes System weit weg von demokratischen und solidarischen Verhältnissen wollten. Anja Reschke appellierte eindringlich, sich der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte zu erinnern und Lehren daraus zu ziehen. Dazu zitierte sie den von den Nazis 1938 im KZ ermordeten Friedensnobelpreisträger und Journalisten Carl von Ossietzky: „Schon die Bereitschaft der Presse, überhaupt auf faschistische Ideologien einzugehen, sei die Kernschmelze der Vierten Gewalt.“

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