Am 4. Juli wird im Saarpfalz-Kreis ein "Internationales Bündnis für Frieden und Zusammenhalt in Europa“ geschlossen. Mitunterzeichner sind Repräsentanten aus Deutschland, den USA, aus Frankreich, Polen und der Ukraine, die auch überwiegend anwesend sein werden, um im Rahmen eines offiziellen Aktes dieses Bündnis zu besiegeln. „Sie tun dies“, so heißt es in der Vereinbarung, „im Bewusstsein ihrer kommunalen Verantwortung mit dem Ziel, durch aktives Fördern einer starken bürgerschaftlichen Beteiligung die Menschen in ihren Gebieten und darüber hinaus noch mehr als bisher für die Idee des Weimarer Dreiecks und für ein gemeinsames Europa zu faszinieren, um den Zusammenhalt zu fördern und dadurch für alle Zukunft zum dauerhaften Frieden und Wohlergehen der Menschen der beteiligten Nationen und in Europa beizutragen.“

Den Vorsitzenden der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Saar, Landrat Dr. Gallo, von dem die Initiative zu diesem bisher europaweit wohl einmaligen Bündnis ausging, freut es besonders, dass sogar John A. Vithoulkas, County-Manager des Partnerkreises Henrico County/Virginia, ohne zu Zögern seine Zustimmung gegeben hat und sich per elektronischer Unterschrift ebenfalls an diesem Zusammenschluss beteiligen wird.

Um das seit 2016 verstärkte Engagement des Saarpfalz-Kreises in Sachen Partnerschaften mit anderen Nationen besser einordnen zu können, erinnert Landrat Dr. Theophil Gallo an drei Persönlichkeiten, die sich auf ihre eigene bemerkenswerte Weise für Frieden in Europa einsetzten. Einer bezahlte dafür gar mit seinem Leben. Die Rede ist von Willi Graf, Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, der am 12. Oktober 1943 von den Nazis ermordet wurde. Von ihm stammt das Zitat: „Jeder Einzelne trägt die ganze Verantwortung“, welches dem Text der Bündniserklärung vorangestellt ist.

„Seine Worte von eindringlichem, appellierendem Charakter an jeden Einzelnen von uns haben nicht an Bedeutung verloren – im Gegenteil. Gerade in der heutigen Zeit, in der Krieg in der Ukraine herrscht, rütteln sie wieder auf und mahnen“, hält Landrat Dr. Gallo fest. Weiter verweist er auf die berühmte Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985 vor dem Deutschen Bundestag. Darin spricht dieser von der Verantwortung nachfolgender Generationen, nicht für das verantwortlich zu sein, was vor dem 8. Mai 1945 geschehen ist, wohl aber für das, was in der Geschichte daraus wird, er spricht von der Verantwortung gegenüber der Jugend, ihr zu helfen, sich auf die geschichtliche Wahrheit nüchtern und ohne Einseitigkeit einzulassen.“

Und 2019 erklärte der ehemalige Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in einem Interview zu Europa, es sei gelungen, nach dem Krieg die Geschichte zu ändern, Menschen wieder zu vereinen. Er bezweifelte aber, dass „die Mitgliedstaaten heute diese Errungenschaften noch im Blick haben. Die Gegensätze sind, wenn sie ausgetragen werden, schroffer geworden. Man liebt sich nicht mehr genug in Europa. Hinzu kommt, dass sich das Verständnis und das Wissen übereinander nicht wirklich entwickelt haben. Es stimmt eben nicht, dass wir alles vom anderen wissen. Was wissen die Sizilianer über die Nordlappen? Oder die Nordlappen über die Bretonen? Sehr wenig.“

All diese bemerkenswerten und wertvollen Aussagen bilden in der Zusammenschau den Grund und die Legitimation für das Intensivieren partnerschaftlicher Beziehungen des Saarpfalz-Kreises und der daraus resultierenden kommunalen Verantwortung.

Landrat Dr. Gallo: „Es liegt in unserer jeweils persönlichen und in unserer kommunalen Verantwortung, dass wir Europa leben wollen und leben können, ganz im Sinne des Weimarer Dreiecks. Es ist möglich, auf Basis gerade kommunaler Partnerschaften und damit verbundener persönlichen Begegnungen zu zeigen, wie es besser gehen kann als in der ‚großen Politik‘. Die dadurch vermittelten Signale gerade in Richtung Polen und in die Ukraine werden von den dortigen Verantwortlichen uneingeschränkt positiv aufgenommen. An uns im Saarland, im Saarpfalz-Kreis, liegt es, weitere Modelle der intensiveren Zusammenarbeit auf der zivilgesellschaftlichen Ebene zwischen Deutschland, Frankreich und Polen sowie auch der Ukraine zu schaffen. Ich bin sehr dankbar, dass ich dafür auch den Rückhalt im Kreistag gefunden habe. Wir zeigen, dass wir europäisch und weltoffen sind. Dass wir dieses wertvolle Bündnis in den kommenden Tagen schließen können, macht mich stolz und demütig zugleich.

Dieses Bündnis ist schließlich auch eine große Anerkennung und auch eine angemessene Würdigung der langjährigen grenzüberschreitenden Kooperationen des Kreises und aller Beteiligten. Es darf nicht bei Unterschriften auf Papier oder bei Lippenbekenntnissen bleiben. Dieses generelle Risiko solcher Vereinbarungen sehe ich im konkreten Fall nicht: Das Bündnis ist vielmehr auch die Dokumentation dessen, was der Saarpfalz-Kreis und die kommunalen Partner gerade seit der Zeit des Krieges in der Ukraine aus dem Stand heraus im Rahmen der Hilfe für die betroffenen Menschen zu leisten im Stande waren. Wir haben auch ohne ein solches Bündnis bereits bewiesen, was wir können, wenn wir zusammenhalten. Aber es ist auch ein neuer praktikabler Ansatz, gerade 2022, im Europäischen Jahr der Jugend, den wir modellhaft abbilden und dokumentieren wollen. Die bisherige große und positive Resonanz auf den Vorschlag zu diesem Bündnis bestärkt uns in diesem Vorhaben. Die Verantwortlichen des Bündnisses sollen dafür Sorge tragen, dass die Menschen unterschiedlicher Herkunft sich freundschaftlich begegnen, sich kennen und verstehen lernen. So können alle dazu beitragen, dass wieder Frieden einkehrt und erhalten bleibt.“

Zur Unterschrift für dieses Bündnis konnten neben den polnischen Partnerkreisen, ukrainischen Rajonen, dem amerikanischen County und dem Landkreis Neunkirchen auch die Präsidenten des Deutschen, des Polnischen und des Ukrainischen Landkreistages gewonnen werden, ebenso der Präsident von CEPLI, einer europäischen Dachorganisation der Landkreise acht europäischer Länder sowie der Präsident von EUREGIO SaarLorLux+. „Diese übergreifende Einmütigkeit auf der Ebene der Landkreise korrespondiert mit der aktuellen Entscheidung der Staats- und Regierungschefs und -chefinnen der Europäischen Union zum Beitrittsstatus der Ukraine in besonderem Maße,“ freut sich der Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Saar.

Verantwortlich für die Betreuung der Partnerschaften mit den polnischen und ukrainischen Landkreisen ist Dr. Violetta Frys, die Europabeauftragte des Saarpfalz-Kreises. Sie steht für weitere Informationen hierzu und auch zum Bündnis selbst unter Tel. (06841) 104-8273 oder unter der E-Mail-Adresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! gerne zur Verfügung.

Landrat Dr. Gallo als Vertreter des Deutschen Landkreistages stellt in Krakau die Idee des Bündnisses vor. v.l.n.r. Pau Ferrando Tárrega (Partenalia), Luca Menesini (Union of Italian Provinces), André Viola (Präsident von CEPLI), Adam Krzysztoń (stv. Vorsitzender des poln. Landkreistages), Dr. Violetta Frys, Europabeauftragte des Saarpfalz-Kreises.

Foto: Sammlung Saarpfalz-Kreis
Bildtext: Landrat Dr. Gallo als Vertreter des Deutschen Landkreistages stellt in Krakau die Idee des Bündnisses vor. v.l.n.r. Pau Ferrando Tárrega (Partenalia), Luca Menesini (Union of Italian Provinces), André Viola (Präsident von CEPLI), Adam Krzysztoń (stv. Vorsitzender des poln. Landkreistages), Dr. Violetta Frys, Europabeauftragte des Saarpfalz-Kreises.

 

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