Segnung des ostkirchlichen Kreuzes im Homburger Wald

Im Waldgebiet „Am Rossberg“ ist am Freitag der Osterwoche in einer feierlichen Zeremonie das vor über einem Jahr aufgestellte ostkirchliche Kreuz aus Corténestahl eingeweiht worden. Das Kreuz war in privater Initiative von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Uniklinik Homburg gestiftet worden. Die Feier begann bei den Eheleuten Helga und Peter Burgard, die das letzte Haus vorm Wald bewohnen. Landrat Dr. Theophil Gallo, Homburgs Bürgermeister Michael Forster, der Beigeordnete Manfred Rippel und die Europabeauftragte des Kreises, Dr. Violetta Frys, erwarteten gemeinsam mit Werner Buser, Dezernatsleiter am Universitätsklinikum Homburg, und Revierförster Joachim Altmeier die Gäste aus Eichstätt und der Ukraine.

In einer Prozession ging es den fahnengeschmückten Waldweg entlang zur Gedenkstätte mit Kreuz. Archimandrit Dr. Andreas-Abraham Thiermeyer, der Gründungsrektor des „Collegium Orientale“ in Eichstätt, nahm im traditionellen Ornat die feierliche Weihe vor. Begleitet wurde er von den Sängerinnen und Sängern um Debora Bode sowie dem aus der Ukraine stammenden Geistlichen Vasyl Vasylychyn, zur Zeit Kaplan in Zweibrücken und Erzpriester Dr. Olexsandr Petrynko, Rektor des Collegium Orientale und des Collegium Willibaldinum (Priesterseminar) in Eichstätt. Der Wallerfanger Pastor Herbert Gräff, zu dessen Geburtstag die Gäste an die Saar gekommen waren, hielt den Osterleuchter der byzantinischen Kirche zur Segnung bereit. Sie hatten es sich nicht nehmen lassen, das schlichte Dreibalkenkreuz einzuweihen, da es Gedenken und Mahnung nicht nur für Vergangenes symbolisiert, sondern auch für den gegenwärtigen Angriffskrieg auf die Ukraine.

Zunächst begrüßte Landrat Dr. Gallo die Gäste und betonte die starke Verbundenheit und das Engagement des Kreises mit der Ukraine und den damit einhergehenden Friedensbemühungen. Bürgermeister Michael Forster und der neue Beigeordnete Manfred Rippel hatten namens der Stadt einen Kranz „in stillem Gedenken“ niedergelegt. Forster erwähnte jene Nachforschungen seitens des städtischen Archivs, die durch eine eher zufällige Nachfrage aus dem Jahr 2015 eingeleitet wurden, nachdem Angehörige eines in Homburg verstorbenen ukrainischen Kriegsgefangenen dessen Grab auf dem so genannten „Russenfriedhof“ aufsuchen wollten.

Archivar Hans-Joseph Britz ging auf Spurensuche – die noch nicht beendet ist – und wurde fündig: tief in alten Akten des großen Verwaltungsarchivs im Keller des Rathauses am Forum. Er beleuchtete kurz die Hintergründe während der Gedenkveranstaltung. Tatsächlich gab es mitten im Waldgebiet Rossberg einen solchen Friedhof, auf dem 300 Ukrainer und Russen sowie eine slawische Adlige in mehreren Massengräbern beigesetzt wurden, nachdem der städtische Friedhof überfüllt war. Sie kamen zuvor aus dem französischen Stalag XII-F (Stammlager) Boulay, das wegen Thyphus keine Kriegsgefangenen mehr aufnehmen konnte und sie teilweise nach Homburg verlegte. Auf dem Terrain des damaligen zum Reservelazarett umfunktionierten Landeskrankenhaus hatte Dr. Heene Ende 1941 daher primitive Holzbaracken nahe der Augenklinik als Unterkunft errichten lassen. Insgesamt starben im Klinikgelände mehrere Hundert Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter an Erschöpfung, mangelnder medizinischer Versorgung oder sie wurden auf der Flucht erschossen. Überlebende berichten von unsagbaren Zuständen in diesem Lager. Die Bevölkerung nannte die Insassen des Lagers „Russen“, obwohl es sich zum Großteil um ukrainische Gefangene, die laut der Karteikarten wiederum mehrheitlich der griechisch-katholischen Kirche ihres Landes angehörten, handelt. Die Untersuchungen hierzu laufen seit Jahren über das Gedenkportal „Memorial“.

Gleichzeitig beschäftigt sich die aus Merlebach im benachbarten Lothringen stammende junge Historikerin Chrystalle Zebdi-Bartz mit dieser Problematik und kam eigens nach Homburg.  Landrat Dr. Gallo erwog angesichts der anwesenden Geistlichkeit die Möglichkeit, einen Stipendiaten oder eine Stipendiatin aus der Ukraine für das Thema ausländischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter begeistern zu können, um mehr Licht in die Geschichte zu bringen.

Das ostkirchliche Dreibalkenkreuz „Am Rossberg“ wird zukünftig Gedenkort und Anlaufstelle für Vertreter slawischer Länder sein. Bürgermeister Forster wies auf mehrfache Fragen, weshalb gerade solch ein Kreuz an diesem Ort im Wald stehe, hin. Es wird erwägt, eine kleine Tafel mit kurzen Erläuterungen in deutscher, ukrainischer und russischer Sprache neben dem Kreuz aufzustellen.

Die Gesänge in deutscher, teilweise ukrainischer Sprache, gingen den Anwesenden ins Herz, da sie auf uralten byzantinischen Traditionen beruhen, wie sie bis heute in den slawischen Ostkirchen gebräuchlich sind. Beim anschließendem Beisammensein wurden weitergehende Kontakte vorbesprochen.

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