Ehrenamtler*innen aus der Gemeinde Kirkel, Jobcenter, Gemeinde Kirkel und Wirtschaftsförderung Saarpfalz arbeiten erfolgreich im Modellprojekt „Mein Weg in Arbeit“ zusammen. Das Projekt wird ausgeweitet. Weitere Kommunen sind eingeladen, sich zu beteiligen.

Die Integration von geflüchteten Menschen in das Kirkeler Gemeindeleben hat vielfältige Herausforderungen und Gestaltungswege. Integration gelingt durch Teilhabe über eine gute Nachbarschaft, die Aufnahme und das Mitwirken in Vereinen, den Kita- und Schulbesuch und die Teilnahme am Erwerbsleben. Das Modellprojekt „Mein Weg in Arbeit“, eine Zusammenarbeit von Ehrenamtler*innen aus der Gemeinde Kirkel, dem Jobcenter, der Gemeindeverwaltung und der Wirtschaftsförderung Saarpfalz, ist ein Beispiel hierfür. Moderiert von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung ist das Ziel, den Zugewanderten berufliche Perspektiven über Praktika, Berufsausbildung und/oder einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz zu geben.  

 

Der Vermittlungsverlauf

„Ehrenamtler*innen sind näher an den zugewanderten Menschen und wissen durch persönliche Kontakte mehr über deren berufliche Erfahrungen und Fähigkeiten. In Sprechstunden vor Ort erarbeiteten die Jobcenter-Mitarbeiterinnen Christina Bies und Anja Freyler mit ihnen und 23 Zugewanderten anhand spezieller Verfahren die genauen Berufsprofile, klären die Nachweisführung von Berufsabschlüssen und die Bewertung von Berufserfahrungen aus dem Herkunftsland. Sie informieren potentielle Arbeitgeber über Eingliederungszuschüsse“, verdeutlicht Dietmar Schönberger, Jobcenter-Leiter, die enge Verzahnung von Haupt- und Ehrenamt. Neun Teilnehmer*innen waren aufgrund von Wegzug, fehlenden Sprachkenntnissen, Kinderbetreuung und Aufenthaltsanerkennungsverfahren ausgeschieden. 14 Teilnehmer*innen verblieben im Projekt, und es gibt noch immer Bedarfe, weitere Menschen aufzunehmen. Das Projekt wird deshalb von den Jobcenter-Betreuerinnen Bies und Freyler, die diese individuelle Beratungsform zusätzlich zu ihren normalen Fällen ausüben, mit jeweils acht Teilnehmer*innen weitergeführt. Am Vermittlungsprozess beteiligt waren bislang acht ehramtliche Begleiter*innen. „Ehrenamt und Hauptamt haben wie ein gut funktionierendes Räderwerk verbindlich, konstruktiv und offen zusammengearbeitet. Durch einen Teilnehmer entwickelte sich sogar eine immense Netzwerkarbeit bis hin zu Vereinen“, konstatiert Gertrud Holzer im Namen der ehrenamtlichen Begleiter*innen.

 

Die Vermittlungsergebnisse

Nach erfolgreichen Praktika wurden zwei Teilnehmer in Festanstellungen als Tischler, Vermessungstechniker und eine Berufsausbildung im Einzelhandel vermittelt. Zwei Teilnehmer werden über eine vom Jobcenter geförderte Eingliederungsmaßnahme in der Backstube einer ortsansässigen Bäckerei und in einem Metallbaubetrieb arbeiten. Ein Teilnehmer unterrichtet als Herkunftssprachlehrer. Ein besonderes Netzwerk hatte sich bei Fadi Kawas aus Damaskus ergeben. Der 24jährige, passionierte Fußballer spielte in Syrien in einer hohen Liga. Beim SV Altstadt spielt er in einer angesehenen Stürmerposition und ist geschätzt. Überlegungen einer zweigleisigen Berufsfindung im Bereich Markisenbau und Sport standen an. Wegen seines hohen Spielniveaus regten ehrenamtliche Begleiterinnen eine Fußballförderung durch den saarländischen Fußballverband an. Gleichzeitig verlief eine um Mitglieder des SV Altstadt erweiterte Arbeitsplatzsuche erfolgreich. Kawas hat einen Arbeitsplatz in einem Industrieunternehmen, der ihm zeitlich eine Sportförderung ermöglicht. Andere Teilnehmer*innen sind in ergänzender Sprachförderung oder in Praktika in den Bereichen Trockenbau, Maler und Floristik. Bemerkenswert bei der Praktikumsstelle im Floristikbereich ist die Aufgeschlossenheit von Blumen Trautmann in Limbach. Seit 5. Februar ist Nisreen Morrh in einem vierwöchigen Praktikum bei Blumen Trautmann in Limbach. Sie ist 39 Jahre alt und arbeitete in Damaskus als Sekretärin. Sie kam mit ihrem Mann, zwei Töchtern und einem Sohn im April 2017 in die Gemeinde Kirkel. Nach Abschluss ihres B1-Sprachkurses suchte sie eine Beschäftigung. Ihre ehrenamtliche Begleiterin Ingrid Schleppi und ihre Betreuerin im Jobcenter, Christina Bies, hatten versucht, sie in Praktika in den Bereichen Verkauf und Hauswirtschaft zu vermitteln. Dies scheiterte zunächst daran, dass die Syrerin ein Kopftuch trägt und dies von möglichen Arbeitgebern nicht akzeptiert wurde. „Zunächst war ich zurückhaltend. Dass Frau Morrh bei uns arbeitet, ist eine gegenseitige Bereicherung. Wir erfahren Wissenswertes über ihre Heimat und die Situation dort. Sie ist sehr offen, hat sich zuverlässig in unser Team eingefunden und kommt bei den Kunden gut an“, erklärt Andrea Schmidt, Geschäftsführerin von Blumen Trautmann. Die Syrerin geht dem Team zur Hand bei der Vorbereitung von Gebinden, bindet kleine Sträuße und arrangiert Blumen im Verkaufsraum. „Ich kann mir vorstellen, den Beruf der Floristin zu erlernen. Wir hatten viele Blumengeschäfte in Damaskus. Der Stil war anders mit mehr Glitzer. Aber ich kann das lernen.“, sagt die Syrerin. „Man weiß zu wenig über die Mentalität der geflüchteten Menschen. Es entstehen unbegründet Vorurteile aufgrund von Darstellungen in den Medien“, meint die Floristin Sabine Bäumchen. „Ein Kind wird erzogen von einem ganzen Dorf. Integration kann nur vom ganzen Dorf, also in der Gemeinschaft, gelingen. Das Projekt ist ein gutes Beispiel hierfür“, so Ingrid Schleppi.

 

Die Stolpersteine

Die spontane Ablehnung von Unternehmen aufgrund der Herkunft, fehlende Erfahrenheit bei den Arbeitsbedingungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt, speziell in der Selbständigkeit, sind Stolpersteine im Projekt. Ferner sind fehlende Mobilität, psychologische Probleme und vermutete Traumata, religiöse und kulturbedingte Unterschiede sind große Herausforderungen.

 

Ein Blick auf die Zahlen

Im Januar 2019 betreute das Jobcenter insgesamt 9.100 Menschen., hiervon sind 2.767 Menschen mit Fluchthintergrund. 491 im Alter von 0 bis 6 Jahren, 624 (7 bis14), 530 (15 bis 24), 1.106 (25 bis 54) und 88 über 55. 1.154 sind derzeit im Schulystem. Nachgerade mit Blick auf den Fachkräftemangel liegt in deren Ausbildung ein großes Potential. 43 % der Leistungsberechtigten sind Frauen. 2018 wurden 407 Leistungsberechtigte aus den acht zugangsstärksten, nicht-europäischen Asylzuzugsländern in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen vermittelt, davon 370 Männer und 37 Frauen. Die Statistik unterstreicht den nächsten Schritt der Kooperationspartner bei „Mein Weg in Arbeit“, sich um Perspektiven für Frauen zu kümmern und Frauen unter Einbeziehung der Ehemänner zu fördern. „Das Erwerbsverhalten bei Nichtgeflüchteten gleicht dem von deutschen Arbeitssuchenden. Die Bedarfsgemeinschaften gehen zurück“, stellt Schönberger fest.

 

Blick in die Zukunft

Wer möchte mitmachen? Ehrenamtler*innen, Unternehmen oder Kommunen können Projektinformationen unter den u. s. Telefonnummer bekommen. „Der Erfolg ist hochverdient. Es freut mich, dass die Einbindung regionaler Akteure in der Pilotphase erfolgreich war und auf interessierte Kommunen im Kreis ausgeweitet werden kann“, dankt Landrat Dr. Theophil Gallo allen Mitwirkenden.

 

Weitere Infos und Beratung für Arbeitgeber zum Projekt beim Jobcenter des Saarpfalz-Kreises: Anja Freyler, Tel. 06842/96129-0 und Christina Bies Tel. 06841/9223-0 für Bürger*innen, die sich bei der Integrationshilfe engagieren möchten: Gertrud Holzer, AGIL e. V., Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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