Der Saarpfalz-Kreis und der polnische Landkreis Lancut gründen eine Partnerschaft

Im Rahmen der Förderung des europäischen Gedankens und des Integrationsprozesses spielen Kommunen und Landkreise eine außerordentlich bedeutsame Rolle. Die Pflege von Partnerschaften und die damit verbundene Vernetzung bringen auch für die beteiligten Kommunen Zugewinne. Gerade die Landkreise sind in vielen Politikfeldern unmittelbar von europäischen Einwirkungen berührt. Dies betrifft die Daseinsvorsorge und die interkommunale Zusammenarbeit durch die Binnenmarktpolitik, die Entwicklung und Förderung ländlicher Räume, die EU-Struktur- und Kohäsionspolitik, den sozialen Bereich bei der Verwirklichung von Chancengleichheit, den Bereich Migration und Asyl, die Gesundheitspolitik, den Umwelt- und Energiebereich über die Abfallentsorgung bis hin zur Deregulierung von Netzen.

Die Basis für erfolgreiche und dauerhaft wirksame politische Entscheidungen in diesen Bereichen sowie für eine erfolgreiche Anwendung strukturpolitischer Instrumente sind gegenseitiges Verständnis unter den Partnern sowie interkulturelle Kompetenz, die nicht von oben verordnet, sondern auf der kommunalen Ebene gelebt und gefördert werden muss.

Funktionierende Partnerschaften und ihr stetiger Ausbau dienen letztlich der dauerhaften Sicherung des Friedens, den wir in Europa seit einem Dreivierteljahrhundert genießen dürfen. Daher hat der Kreistag des Saarpfalz-Kreises bereits vor einem Jahr seinen Willen bekräftigt, auf der Basis des Konzeptes „Internationale Beziehungen des Saarpfalz-Kreises“, seine Partnerschaften stärker zu fördern und auszubauen und damit zu einer europäischen Friedenspolitik durch gutnachbarschaftliche, vertrauensvolle Beziehungen auf kommunaler Ebene beizutragen.

In diesem Kontext haben Landrat Dr. Theophil Gallo und Adam Krzysztoń, Landrat des südostpolnischen Landkreises, am 30. August im Schloss Łańcut die Absichtserklärung für eine offizielle Partnerschaft zwischen dem Saarpfalz-Kreis und dem polnischen Landkreis Łańcut unterzeichnet. Auf Basis dieser Erklärung soll im Mai des kommenden Jahres während der Europawoche in Deutschland der finale Partnerschaftsvertrag besiegelt werden.

Der Landkreis Łańcut (poln. Powiat Łańcucki) liegt in der polnischen Woiwodschaft Karpatenvorland (Podkarpackie) in unmittelbarer Nähe zum Kreis Przemyśl, mit dem der Saarpfalz-Kreis seit 2011 eine Partnerschaft pflegt. Der Landkreis Łańcut hat eine Fläche von 451,95 km² und ca. 80.000 Einwohner. Die Bevölkerungsdichte ist halb so hoch wie im Saarpfalz-Kreis, die Einwohnerzahl steigt jedoch stetig. Die zahlreichste Gruppe der Einwohner machen die 30-34-Jährigen aus. Der Landkreis Łańcut umfasst sieben Gemeinden, davon eine Stadtgemeinde (Stadt Łańcut) und sechs Landgemeinden. Der wichtigste Wirtschaftszweig sind die ökologische Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie sowie der Tourismus. Das Schloss Łańcut gehört zu den bedeutendsten Architekturdenkmälern Polens.

Im Ambiente dieses Schlosses, in festlicher Atmosphäre und in Anwesenheit des Abgeordneten des Polnischen Parlaments (Sejm) Kazimierz Gołojuch, der Vizemarschalls Ewa Draus und Piotr Pilch, der Mitglieder des Kreistags von Łańcut sowie Schülerinnen und Schüler der polnischen Kreisschulen haben der polnische und der deutsche Landrat ihre Landkreise und Ideen für die Zusammenarbeit vorgestellt. Im Anschluss an die Reden, u.a. auch die des Bildungskurators der Woiwodschaft Podkarpackie Stanisław Fuldakowski, der die Pläne der beiden Landkreise, ihre Partnerschaft vor allem im Jugendbereich auszuweiten, sehr begrüßte, unterzeichneten Dr. Gallo und Krzysztoń die Absichtserklärung zur Partnerschaft.

Am Vortag der Unterzeichnung der Partnerschaftserklärung besuchte die Delegation des Saarpfalz-Kreises auf besonderen Wunsch von Landrat Dr. Gallo einen aus seiner Sicht sehr bedeutsamen Ort, das Museum der Familie Ulma in Markowa. Während des Zweiten Weltkriegs hatten Wiktoria und Jozef Ulma in ihrem Haus Juden versteckt, nach der Entdeckung wurden das Ehepaar und seine sieben Kinder erschossen. Obwohl nur in Polen die Todesstrafe für den Schutz der jüdischen Bevölkerung verhängt war, haben gerade Polen dieser den meisten Unterschlupf gewährt. Tragische Bilder und Geschichten sind an diesem Ort dokumentiert, Szenen, die man nicht vergisst. Umso ergreifender waren die Worte des deutschen Landrates für die Vertreter beider Nationen: „Wir wollen und sollen die Verantwortung tragen, die Erinnerung an dieses Geschehen wach zu halten, das sind wir vor allem den unschuldigen Opfern schuldig. Wir müssen darüber sprechen und es den jungen Generationen bewusst machen, dass unsere Verantwortung auch darin besteht, aus den vergangenen Handlungen, die wir leider nicht ungeschehen machen können, für die Zukunft zu lernen“.

Der kurze Besuch im Landkreis Łańcut erlaubte dennoch die Begehung des Kreiskrankenhauses, wo in den letzten 18 Monaten für die Renovierung 50 Mio. Zloty (ca. 12 Mio. €) investiert wurden, konkret geht es unter anderem um drei neue OP-Säle und eine neue Geburtsstation. Beeindruckend war auch der Besuch im Berufsbildenden Zentrum mit Schwerpunkt Mechatronik. Auch dort glänzte man mit Geräten neuester Generation, die der praktischen Ausbildung dienen.

Nach der Erkundung des Landkreises Łańcut fuhr die saarpfälzische Delegation nach Przemyśl, das von Łańcut 60 km entfernt liegt. Schon traditionell wurde gemeinsam mit den Vertretern des Partnerkreises, aber auch der Woiwodschaft Podkarpackie und des polnischen Parlaments (Sejm) sowie der lokalen Bevölkerung das Kreis-Erntedankfest begangen, mit dem man den Landwirten, Imkern, Gärtnern und Obstbauern große Ehre erweist.

In diesem Jahr fiel das Ereignis auf den 1. September, das Datum, an dem sich der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal jährte. Dieses Ereignis betonte der Vertreter des saarländischen Europaministeriums, Staatssekretär Roland Theis, besonders: „Es ist für uns keine Selbstverständlichkeit, mit welcher Gastfreundschaft, mit welcher herzlichen Partnerschaft wir heute hier empfangen werden, insbesondere am 80. Jahrestag des Überfalls auf Polen. Dieser Tag erinnert uns ewig daran, welches Unrecht in deutschem Namen hier in Polen geschehen ist.“

Landrat Dr. Gallo war es ein großes Anliegen, anzumahnen, dass sich ein solches Grauen nie wiederholen möge. „Wir haben aus der Vergangenheit und aus den Dingen, die wir leider nicht rückgängig machen können, eine besondere Verantwortung, vor allem mit Blick auf unsere Jugend.“ An dieser Stelle bedankte sich der Landrat bei allen Lehrkräften, die seit vielen Jahren an den Schulpartnerschaften beteiligt sind und erinnerte insbesondere an Hans Bollinger aus Gersheim als Motor für viele einzelne Maßnahmen. „Daher haben wir Deutsche die besondere Verantwortung zur Pflege dieser Partnerschaften, der wir mit vollem Herzen nachkommen. Die Partnerschaft hier lebt. Sie zeigt, dass Europa hier vor Ort existiert“ sagte Landrat Dr. Gallo, der die europäische Einigung als enorm wichtiges Friedensprojekt betrachtet. „Wir feiern hier das Erntedankfest, die Kreispartnerschaft, die Partnerschaft zwischen dem Saarland und der Woiwodschaft Podkarpackie, wir feiern Freundschaft zwischen den beiden Nationen, wir feiern Europa! Es lebe die deutsch-polnische Freundschaft, es lebe Europa“ schloss Roland Theis, der Staatssekretär und Bevollmächtigte für Europaangelegenheiten des Saarlandes.

Das partnerschaftliche Projekt wurde mit Mitteln des saarländischen Ministeriums für Finanzen und Europa gefördert.

Weitere Informationen zur Partnerschaft mit den polnischen Landkreisen Przemyśl und Łańcut sowie dem ukrainischen Rayon Pustomyty gibt es im Saarpfalz-Kreis bei der Partnerschaftsbeauftragten Dr. Violetta Frys unter der Telefonnummer

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