Landrat Dr. Theophil Gallo erinnert an den mutigen Widerstandskämpfer

Am 12. Oktober jährt sich der Todestag des Widerstandskämpfers Willi Graf zum 80. Mal. Landrat Dr. Theophil Gallo erinnert an das Wirken von Willi Graf, der im Alter von 25 Jahren von den Nazis hingerichtet wurde. „Die Erinnerungskultur spielt für mich persönlich, aber auch als Landrat des Saarpfalz-Kreises eine besondere Rolle“, erklärt der Landrat sein Anliegen, „es ist unsere heutige Verantwortung und damit unsere Pflicht, die Erinnerung an Menschen wie Willi Graf aufrechtzuerhalten. Nur so können wir ihre Haltung, ihren Mut und ihr Moralverständnis noch viele Generationen weitertragen.“

Am 2. Januar 1918 in Kuchenheim bei Euskirchen geboren, zog Willi Graf als Vierjähriger mit seinen Eltern nach Saarbrücken, wo er später bis zum Abitur das Ludwigsgymnasium besuchte. In Saarbrücken, auf dem Friedhof St. Johann, befindet sich auch seine letzte Ruhestätte. „Gegenüber des Grabes steht eine Aussegnungshalle, in der 2009 eine Gedenkstätte eingerichtet worden ist, die die Lebensgeschichte Grafs skizziert. Bei meinem Besuch des Grabes im Mai dieses Jahres war diese leider noch geschlossen, da an der Neuaufbereitung der Gedenktafeln gearbeitet wurde. Diese Ehrengrabstätte sollten möglichst viele Menschen besuchen“, betont Landrat Dr. Gallo.

Willi Graf – Sein Name ist untrennbar mit der Widerstandgruppe „Weiße Rose verbunden. Er trat dieser 1942 als Medizinstudent in München bei. Ihren Widerstand dokumentierten die Mitglieder der „Weißen Rose“ – bekannte Namen sind Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst und Kurt Huber – vornehmlich mit Flugblattaktionen. Nach der Verhaftung von Hans und Sophie Scholl bei einer spontanen Flugblattaktion im Lichthof der Münchner Universität wurde auch Willi Graf festgenommen. Sein Todesurteil wurde am 12. Oktober 1943 im Gefängnis München-Stadelheim vollstreckt.

Willi Graf und die Geschwister Scholl sind zu Recht Namensgeber für zwei weiterführende Schulen im Saarpfalz-Kreis. Ihre Namen stehen für Zivilcourage, Gerechtigkeit, Freiheitsliebe und Gottvertrauen.

Das BBZ St. Ingbert, Willi-Graf-Schule, veranstaltet am 17. Oktober einen Willi-Graf-Gedenktag. Prälat Professor Dr. Helmut Moll, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz, wird dem 80. Todestag ein angemessenes Gedenken geben, Landrat Dr. Gallo wird ebenfalls reden.

Der Landrat formulierte es bereits anlässlich des 80. Todestages der Geschwister Hans und Sophie Scholl, der sich am 22. Februar gejährt hatte: „Willi Graf wie alle Mitglieder der ‚Weißen Rose‘ sind Vorbilder. Aufgrund ihrer Kriegserfahrungen, ihrer freiheitlichen Staatsauffassung und überzeugt von einem gelebten Christentum widersetzten sie sich im vollen Bewusstsein über mögliche Konsequenzen ihres Handelns dem kriminellen System des Nationalsozialismus. Sie brachen nicht die Gesetze, ein Vorwurf, mit dem die Nazi-Schergen Hitlers ihr Handeln zu rechtfertigen versuchten. Sie brachen das Schweigen. Und bezahlten dafür mit ihrem Leben. Was diese jungen Menschen auf sich genommen haben, ihr Aufbäumen gegen das menschenverachtende Hitler-Regime, um Freiheit für die in Deutschland lebenden Menschen einzufordern und wiederzuerlangen, machte sie uneingeschränkt zu beispielhaften Vorbildern der Zivilcourage. Und das sind sie auch heute noch. Die Mitglieder der ‚Weißen Rose‘ haben uns Toleranz, Menschenwürde und Demokratiebewusstsein gelehrt. Wir können heute noch von ihnen lernen – wenn jeder Einzelne von uns auch dazu bereit ist. Wir alle sind aufgefordert aus der Vergangenheit zu lernen und in der Gegenwart wie in der Zukunft für ein gerechtes Handeln und friedvolles Miteinander vor allem in einem vereinten Europa einzustehen. ‚Jeder Einzelne trägt die ganze Verantwortung‘ lauteten die Worte von Willi Graf – sie sind ein großes Vermächtnis.“

Wegen der Bedeutung dieser Vorbilder und zum Zeichen der steten Erinnerung sind das Foto von Willi Graf und seine wichtigen Worte Teil eines Roll-Ups, das im Rahmen der Veranstaltung „Landrat macht Schule“ in den Schulklassen aufgestellt wird. Ab dem 12. Oktober wird es seinen Platz am zentralen Treppenaufgang im 1. OG des Landratsgebäudes einnehmen.

Auch die katholische Kirche sieht in Willi Graf ein Vorbild. Es laufen derzeit Voruntersuchungen dahingehend, ob dieser seliggesprochen werden kann. Dr. Johannes Modesto war dafür vom Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, zum Postulator ernannt worden. Dr. Modesto referierte zu einem möglichen Seligsprechungsverfahren anlässlich des 75. Todestages von Willi Graf an der Willi-Graf-Schule in St. Ingbert.

Hintergrund / Biografisches

Willi Graf wurde am 2. Januar 1918 als drittes Kind der Eheleute Anna Graf (geborene Gölden, 1885 –1953) und Gerhard Graf (1885 –1951) geboren. Die Eltern waren beide bäuerlicher Herkunft, katholischen Glaubens und stammten aus dem Rheinland. Das erste Kind der Eheleute Graf war im Jahr 1914 geboren worden und starb im Jahr 1916. Willi Grafs Schwester Mathilde wurde im Jahr 1915 geboren, die jüngste Schwester Anneliese im Jahr 1921. Gerhard Graf leitete als Kaufmann in Kuchenheim zunächst eine Molkerei.

Die Familie zog im Jahr 1922 vom Rheinland nach Saarbrücken-St. Johann, wo der Vater Gerhard Graf den Johannishof der katholischen Kirchengemeinde St. Johann in der Mainzer Straße über­nahm. Willi Graf besuchte in St. Johann nach der Volksschule das Ludwigsgymnasium in Alt-Saarbrü­cken. Er war Messdiener in der Pfarrkirche St. Johann und ministrierte in den Jahren 1935 bis 1936 u. a. dem damaligen Kaplan und späteren Kardinal Joseph Höffner.

Regisseur Dr. Boris Penth hat in einem Dokumentarfilm „Willi Graf. Zivilcourage und Widerstand“ aus dem Jahr 2010 das Leben des jungen Mannes gewürdigt.

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