Der Einöder Ortsteil Schwarzenacker ist für seine römischen Funde bekannt. Das verwundert nicht, da sich hier vom 1. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. eine beachtliche Ortschaft mit kleinstädtischem Charakter befand. Ein Bereich der untergegangenen Siedlung ist heute als Römermuseum Homburg-Schwarzenacker museal erschlossen. Doch die Ortschaft, deren antiker Name noch unbekannt ist, war viel größer als die heute konservierten Überreste erahnen lassen.

Um weitere Informationen zum Aussehen, der zeitlichen Entwicklung und zu den wirtschaftlichen Grundlagen der Siedlung zu gewinnen, rief der Saarpfalz-Kreis zusammen mit dem Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie des Instituts für Altertumswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Archäologischen Fakultät der Universität Warschau ein deutsch-polnisches Forschungsprojekt in Leben, das am 12. Juni startete. Dieses geht auf eine Initiative des Mainzer Professors Peter Haupt und Dr. Andreas Stinsky, Kulturreferent des Saarpfalz-Kreises, zurück und erfuhr von Beginn an größte Unterstützung durch den Landrat Dr. Theophil Gallo. „Es passt alles zusammen: Die Chance, mit einem solchen Projekt länderübergreifend mit jungen Studierenden auch aus Polen unsere lokale Vergangenheit zu erforschen, ist einmalig. Beim Treffen des „Homburger Bündnisses“ am 12. Mai haben wir die Dekade der Jugend und der Erinnerung ausgerufen. Dieses Projekt ist damit schon ein erster wertvoller Schritt, der zeigt, dass wir es ernst meinen und dass wir im Saarpfalz-Kreis die stärker europäisch orientierte Ausrichtung konsequent umsetzen“, unterstreicht der Landrat.

Für insgesamt drei Wochen arbeiten sich die Studierenden aus Warschau und Mainz in der Sommerhitze mit Spaten, Spitzhacke und Kelle Zentimeter für Zentimeter in den sandigen Boden voran, um alles, was sie dort antreffen, penibel zu dokumentieren. An Funden sind bislang römisches Geschirr, eine Münze Kaiser Hadrians und Schmiedeschlacken zu nennen und an einer Stelle stieß man auf ein Straßenpflaster mit flankierendem Kanal. Auch der Bereich eines Gebäudes wurde teilweise erfasst. Das Team aus Polen steht unter der Leitung von Dr. habil. Agnieszka Tomas, deren Forschungsschwerpunkt auf der Archäologie der römischen Provinzen liegt und die zuvor bereits in Bulgarien, Rumänien und Ungarn forschte. Die größten Flächen in Schwarzenacker wurden bereits vor Jahrzehnten gegraben. „Wir können mit neuen Forschungen und modernen Methoden Fragestellungen entwickeln und bearbeiten, an die man vor einigen Jahrzehnten noch gar nicht gedacht hatte”, so Prof. Peter Haupt, der ein ausgewiesener Experte für Landschaftsarchäologie ist und sich bereits seit 2010 im Saarpfalz-Kreis wissenschaftlich engagiert.

Das Zustandekommen des deutsch-polnischen Projektes ist alles andere als Zufall: "Die Kooperation mit Universitäten ist in der Weiterentwicklung unserer saarpfälzischen Museums- und Forschungsstandorte ein ganz wesentlicher Faktor, da sich so Kompetenzen bündeln, komplexere Aufgaben besser bewältigen und auf mehrere Schultern verteilen lassen. Nicht zuletzt sind wir auch stolz darauf, wenn Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler in der Region ausgebildet werden oder forschen und dadurch eine persönliche Verbindung zur Saarpfalz hergestellt wird. Aus diesen Gründen initiieren und fördern wir vom Saarpfalz-Kreis ganz gezielt interinstitutionelles Zusammenarbeiten", erklärt Dr. Andreas Stinsky.

Das Projekt wird in vorbildlicher und sehr guter Kooperation mit der Stadt Homburg, der Stiftung Römermuseum Homburg-Schwarzenacker, dessen Team vor Ort sich engagiert einbringt, und dem Landesdenkmalamt Saarland umgesetzt. Es dient auch dazu, während der Grabungskampagne die Attraktivität für einen Besuch des Römermuseums zu steigern. Denn während den Öffnungszeiten kann unter der Woche bis 16 Uhr die Grabung besucht und den Ausgräbern Fragen gestellt werden.

„Der Saarpfalz-Kreis ist eine historisch in jeder Hinsicht interessante Region. Es gibt sicher noch viele Geheimnisse im Boden, die über das gesamte Kreisgebiet verteilt der Entdeckung harren. Ich kann mir eine systematische Untersuchung mit internationaler Beteiligung durch polnische, aber auch französische oder italienische Studierende in den nächsten Jahren sehr gut vorstellen. Wir geben damit den Ideen des Weimarer Dreiecks ein Gesicht, und wir erfüllen zudem als Biosphärenregion den Auftrag der UNESCO, unser historisches Erbe aufzuzeigen und es für kommende Generationen zu bewahren. Darauf können wir stolz sein“, so Landrat Dr. Theophil Gallo, der seit acht Jahren auch als Verbandsvorsteher der Biosphäre Bliesgau Verantwortung trägt, erkennbar zufrieden.

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